William Eggleston
April 28 – July 19, 2012
William Eggleston (*1939 in Memphis, Tennessee) gilt als einer der wichtigsten US-amerikanischen Fotografen. Er ist vor allem für seinen revolutionären Einsatz der Farbe, aber auch für seine ungewöhnlichen Bildkompositionen bekannt. Seine erste Einzelausstellung – es war die erste mit Farbfotografien in der Museumsgeschichte – richtete ihm 1976 das Museum of Modern Art, New York, aus. Der bedeutende Kunsthistoriker und damaliger Direktor der Fotoabteilung des MoMA John Szarkowski erkannte die bahnbrechende Bedeutung des Werkes, handelte sich jedoch mit der Ausstellung nicht wenige Feindseligkeiten ein – von Presse und Publikum scharf kritisiert, wählte sie der New-York-Times-Kritiker Gene Thornton in einer Revue gar zur „most hated show of the year“. William Eggleston polarisierte – noch zu Anfang der 70er Jahre galt der Einsatz der Farbe in der künstlerischen Fotografie als vulgär (vgl. Interview mit Walker Evans, Image Magazine, Vol. 17., No.4, 1974). Doch nicht allein die Farbigkeit bot Anstoß, erschwerend hinzu kam Egglestons befremdliche Inszenierung des Alltäglichen: Die ungewöhnlichen Bildkompositionen wurden als Schnappschüsse gänzlich unwürdiger Bildmotive missverstanden – „perfectly banal“, konstatierte der Journalist Hilton Kramer. Statt sich an einer frontalen und linearen Komposition zu orientieren (Walker Evans), interessierte sich Eggleston, wie viele seiner New Yorker Kollegen derzeit (Diane Arbus, Garry Winogrand, Lee Friedländer u. a.), stärker für den asymmetrischen Bildaufbau. Eggleston hierarchisiert die Farbe somit nicht, er dissoziiert sie. Die Beunruhigung, die von seinen Bildern ausgeht, ist der Auflösung einer Bildordnung geschuldet und birgt etwas Anarchisches in sich: „I am at war with the obvious“ (William Eggleston im Interview mit Mark Holborn, Nachwort „The Democratic Forest“). Die psychologisierende Behandlung der Farbe wurde wegweisend für das Werk zahlreicher Künstler, allen voran David Lynch und Juergen Teller. Hengesbach Gallery zeigt seine Serie „Troubled Waters“, die Anfang der 70er Jahre entstand und exemplarisch für Egglestons Auseinandersetzung mit dem Süden der USA steht. Schon der Titel der Werkserie rekurriert auf die kulturellen Wurzeln des Mississippi – die Songtexte der Blueslegende Muddy Waters wie „I be’s trouble“ oder „Trouble no more“ bringen die Südstaaten-Melancholie programmatisch zum Ausdruck: Die Arbeiten der Serie „Troubled Waters“ oder ’schwere Fahrwasser‘ symbolisieren ein nicht greifbares und dennoch virulentes amerikanisches Trauma.