Markus Willeke
September 1 – October 20, 2012
Markus Willeke schafft mit der ungestümen, physischen Direktheit seiner Malerei einen Gegenpol zur amerikanischen Pop-Art. Entgegen der Billboard-Ästhetik, die durch das graphische Raster geprägt ist, steht Willekes gestischer Pinselschwung der Impulsivität des Graffiti und der Streetart nahe. Durch eine schnelle und kraftvolle Malweise erhalten die Bilder eine einzigartige Gewalt und Präsenz. Bindeglied zur Pop-Art ist der Umstand, dass Willekes Bilder unmittelbar agieren – das Bildgeschehen ist wie auf einen Schlag da und nicht der Ausgangspunkt von Erzählung. Die Macht der Bilder erwächst aus der Brillanz der Farbkontraste und der Gischt der Farbmaterie, die, wie aus einer gewaltigen Woge strömend, das Bild bedeckt. Die Bilder vermitteln den Eindruck, als ob sich ihre Inhalte zwanglos aus der Malerei ergeben, spontan im Akt des Malens erfunden sind. Daraus ziehen sie ihre Authentizität. Die Direktheit des Farbauftrags, die Leuchtkraft der Farben, die Schnelligkeit und Sicherheit der Pinselführung gibt den Bildern einerseits eine Magie und Unverrückbarkeit, andererseits eine Flüchtigkeit und Ungreifbarkeit. Frühere Arbeiten des Malers zeigen Ikonen amerikanischer Populärkultur, an denen sich europäische Jugendkultur der 90er Jahre entzündete: Filmmotive aus „Die Simpsons“ und „South Park”, Videospielhelden, McDonald’s-Filialen, Pizzakartons. Die Bilder entfalten sich zu einer Bestands¬aufnahme medial geprägten, jugendlichen Bewusstseins. In ihrer Fiktionalität sind sie einfach da, ohne dass eine distanzierte Reflexion möglich wäre. Sie zeigen ohne Umschweife die sub¬kulturellen Auswüchse medial erregter Phantasien und artikulieren brillant den Punkt, in dem die Surrogate der virtuellen Welt eine Beständigkeit haben können. Die jüngsten Arbeiten Willekes markieren häufig eine Grenzsituation – eine Glasscheibe, eine Wasseroberfläche, ein Rollo oder das Dickicht eines Feldes. Eine undurchdringliche Barriere dominiert den Vordergrund, sodass der Betrachter zu keinem Dahinter vorstoßen kann; er bleibt an der Oberfläche haften. Die Bilder hinterlassen ein Unbehagen darüber, was wohl hinter dieser Oberfläche lauern mag. Insofern sind die Motive die Weiterentwicklung eines visualisierten Bewusstseins und zwar in seiner Bedeutung als unkontrollierbarer Übergang, als die Spitze eines Eisbergs, dessen Grund nur schwer fassbar ist. Markus Willeke macht somit die Funktionsweise des Bildes in einer medialen Welt selbst zum Thema; er zeigt auf, wie Bilder lautlos die Schwelle unseres Verstandes passieren und sich unbemerkt einnisten.