Mihai Grecu (Video) · Dirk Eicken (Paintings)
10 November 2014 – 31 January 2015
In welcher Form kann Kunst zu gesellschaftspolitischen Ereignissen Stellung beziehen?
Mihai Grecu und Dirk Eicken tun dies in unterschiedlicher Weise.
Mihai Grecu, der 1981 in Rumänien in ein politisches Repressionssystem hineingeboren wurde, hat aus der Verknüpfung seiner real erlebten mit der aus der Ferne erfahrenen Gewalt ein dichtes Video geschaffen. In den Filmsequenzen von „We’ll become oil“ beschreibt er eine apokalyptische Endzeitstimmung. Die Ambivalenz von direkter und indirekter Betroffenheit und Bedrohung von Gewalt, ihr rituelles Sich-Feiern, ihre selbstzerstörerischen Tendenzen und ihre rücksichtslosen Vernichtungswillen treffen gleichzeitig auf die Schönheit, die dem Prozess der Zerstörung innewohnen kann. Grecu simuliert das Ritual von umeinander kreisenden Kampfhubschraubern. Zuerst ist es ein kunstvolles Spiel von Formationen und Balancen, dann wird daraus auf einmal ein Kampf, der schließlich zur Selbstzerstörung der Hubschrauber führt. Grecu nimmt uns mit auf einen Schwebeflug um den Erdball. Wir sehen keine Städte, sondern nur offene, unberührte Landschaft, breite Flussmündungen, schillerndes Wasser. Die Landschaften werden immer trockener, steiniger. In der Ferne tauchen Rauchwolken von Ölquellen auf. Je näher wir ihnen kommen, desto stärker wird der Rauch, bis wir schließlich einem völlig entfesselten und aus der Kontrolle geratenen, sich verzehrenden Feuer gegenüber stehen, das unseren gesamten Globus in die Selbstvernichtung zu treiben scheint. Dirk Eicken setzt sich in seiner Bildserie „Iran 1953“ mit Ereignissen auseinander, die zwar weit zurückliegen, auf verblüffende Weise aber die heutigen Auseinandersetzungen im arabischen Raum spiegeln. Dirk Eicken ist bei seinen Recherchen auf photographisches Pressematerial gestoßen, das die politische und menschliche Bewegtheit dieser Ereignisse auf eine distanzierte Weise ins Bild stellt. Eine Auswahl hat er dann als Vorlagen für seine Bilder benutzt. Seine Malerei verschärft die menschliche Dimension. Es geht nicht mehr nur um die Dokumentation einzelner Szenen, sondern um die prototypischen Stadien eines politischen Protestes. Eicken thematisiert die Bewegtheit der Gesamtsituation. Er lädt diese mittels seiner subtilen Farbregie auf, indem er die Ereignisse in ein Zwielicht aus historischem Schwarz-Weiß und farblicher Fokussierung setzt. Die farblichen Streifen aktualisieren und emotionalisieren das Geschehen, so dass wir selbst uns in die Ereignisse hinein gezogen fühlen.