Michael Reisch
19 January – 02 March 2013
Der Düsseldorfer Künstler Michael Reisch wird vom 19. Januar bis zum 02. März 2013 mit seiner neuesten Werkserie 14/ in der Hengesbach Gallery zu sehen sein. Reischs 14/-er Arbeiten benutzen Fotografie um Gegenständlichkeit vorzutäuschen, stellen aber keinen konkreten Gegenstand mehr dar. Zum Abgebildeten gibt es keine reale Referenz. Im gleichen Maße imitieren die 14/-er Arbeiten das Medium Fotografie. Außer dem Trägerpapier ist nichts an ihnen noch genuin fotografisch. Trotzdem nimmt man die Werke als Aufnahmen wahr. Reischs 8/-er Serie ist die Basis der neuesten Arbeiten und wird in Auszügen parallel in der Gruppenausstellung Z-LAND zu sehen sein: Die 8/-er Serie befasst sich ebenso mit der Auflösung des genuin Fotografischen, bleibt aber bildlich vollkommen abstrakt. Zur Eröffnung beider Ausstellungen am 18. Januar um 18 Uhr laden wir Sie ganz herzlich ein. 14/002 erinnert an einen Stoff, welcher rechts unten straff gezogen, erst harte und dann nach links oben sanftere Falten wirft. Konkretes, wie die stoffliche Beschaffenheit, Farbe oder Größe, erschließt sich nicht. 14/002 zeigt keinen reellen Gegenstand, sondern der Stoff wird assoziativ gedacht, ist bildlich aber abwesend. Für die Dechiffrierung dieses Effekts ist es wichtig zu wissen, dass die Motive der 14/-er Serie per Software generiert sind. Bezüge zu realen Referenten, beispielsweise einem Stoff, sind dabei nicht programmiert. Gegenständlichkeit wird auf diese Weise nur erkenntlich, weil es dem menschlichen Bedürfnis geschuldet ist, stets Bezüge zur Wirklichkeit herstellen zu wollen. Reisch schafft derart eine nicht greifbare, sondern rein imaginierte Gegenständlichkeit.
Dieses Spiel mit Original und Kopie, Imitation und Imagination, thematisiert der Künstler bereits in früheren Serien. 7/ und 10/ zeigen Landschaften, scheinbar frei von menschlichen Eingriffen in die Natur, ursprünglich in ihrer Wirkung. Um allerdings real zu sein, scheinen sie zu ideal. Reisch überarbeitet seine fotografischen Vorlagen digital in einer Weise, dass wir uns nicht mehr in Relation zu ihnen setzen können. In der 8/-er Serie ist die Auflösung Reischs Sujet, die Bildformen sind hier abstrakt und digitalen Ursprungs. Ausgedruckt wirken sie wie Fotografien, bleiben aber letztlich nur durch fotografisches Trägermaterial mit einer genuinen Fotografie verbunden. Die aktuelle Serie 14/ bildet eine Symbiose aus imitiertem und imaginiertem Original: Jedes Werk ist demzufolge eine Nachahmung einer fotografischen Nachahmung. Zusätzlich erweitern die Arbeiten allgemein den Blick auf aktuelle Abstraktion in der bildenden Kunst. Beispielsweise werfen sie die Frage auf, wie sich der Verlust von realer Referenz auf eine Gegenständlichkeit imitierende Arbeit auswirkt, oder, unter welchen Prämissen eine Arbeit mediale Zuschreibung erfährt. Die Illusionen, die die Arbeiten der Serie 14/ im Einzelnen anbieten, sind dabei keinesfalls absolut. Sie sind vergleichbar mit der menschlichen Vorstellungskraft, beinhalten computerkalkulierte Brüche und/oder Kanten, so wie jede Imagination Grenzen erahnen lässt. So steht letztendlich im Vordergrund, in den eigenständigen Bildräumen Reischs dem eigenen Verständnis von Mimesis nachzuspüren. Michael Reisch (*1964) lebt und arbeitet in Düsseldorf. EA der letzten Jahre u.a.: 2012 Peter Lav Gallery, London (UK), 2011 Bischoff/Weiss, London (UK), 2010 Hengesbach Gallery, Berlin (D), 2008 Galerie Rolf Hengesbach, Köln (D), Kunsthalle Erfurt (D), 2007 National Portrait Gallery, Edinburgh (UK), Städtische Galerie, Wolfsburg (D), Fotoforum West, Innsbruck (A), Landesgalerie Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz (A); GA der letzten Jahre u.a.: 2012 POINTS OF VIEW, Kunstverein Hildesheim (D), UNBESTIMMTHEITSSTELLEN, Kunstraum Alexander Bürkle, Freiburg (D), 20 YEARS, Hengesbach Gallery, Berlin (D), 2011 SHIFTING REALITIES. DAN HOLDSWORTH-MICHAEL REISCH, Scheublein Fine Arts, Zürich (CH), 2010 REALISMUS – ABENTEUER DER WIRKLICHKEIT, Kunsthalle Emden u. Hypo-Kunsthalle, München (D) u. Rotterdam (NL); 1986-91 Gerrit-Rietveld-Academie, Amsterdam, Fotografie und Skulptur Diplom (NL), 1991 Kunstakademie Düsseldorf, Schüler von Prof. Bernd Becher, 2004 Lehrauftrag Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg, 2012 Gast-Dozentur für Fotografie und Digitale Medien, Alanus Universität Bonn-Alfter. Preise und Stipendien u.a.: 2007 Stipendium Kunstfonds Bonn, 2002 Stipendium Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW, 1990 Stipendium Stiftung Cartier.