AXEL LIEBER

Geometrie und Alltag

September 10 – October 29, 2011

Der Bildhauer Axel Lieber entwirft seine Skulpturen aus Materialien und Formen unseres Alltages, vor allem aus dem Umfeld des Wohnens. Er baut diese Dinge entweder in veränderter Form nach oder greift so gezielt in sie ein, dass sie mitunter kaum noch wiederzuerkennen sind. Axel Lieber entdeckt in dem uns Nahen das Andere, das Geheimnisvolle, Fremde, Unheimliche, Widerständige, Traumhafte, Abgründige, Gegenläufige, Fiktionale. Ein Hemd, Schuhe, eine Leiter, eine Tür oder auch ein Gartenplastikstuhl präsentieren sich in seiner Berliner Ausstellung ?Geometrie und Alltag“ in veränderter Form. Aus einem weißen Herrenhemd schnitt der Künstler den Stoff zwischen den Nähten heraus. Übrig blieb eine schlaff herunterhängende skelettartige Form, die zwar mit den intakten Manschetten und Kragen an ein Hemd erinnert, das aber nun eine unabhängige, skulpturale Form geworden ist. Beim Anblick des schwebenden, körperlosen Stoffes gruselt sich das Kind im Betrachter vor diesem Gespenst. Und auch der Gartenstuhl, der von Lieber zersägt und im Miniaturformat mit Nieten wieder zusammengesetzt wurde, lädt das Kind in uns ein in die Knie zu gehen, die Froschperspektive einzunehmen und den kleinen Stuhl als gepierctes Monster, wie einen Teilnehmer an okkulten Ritualen wahrzunehmen. Aus der Vielzahl der Dinge unserer Welt wählt Lieber solche aus, die zu uns in einem persönlichen Körper- und in einem Erinnerungskontakt stehen. Die bildhauerisch schwierige Arbeit besteht in der Transformierung der bekannten Formen zu neuen Gestalten, welche uns staunend in das offene Assoziationsfeld unseres Lebens eindringen lassen. So gelingt es dem Künstler die Beziehungen des Betrachters zu dem ihn umgebenden Raum und den Dingen neu zu bestimmen und die Wirkkräfte und Wirkmöglichkeiten des Lebens anders einzuschätzen – eine der zentralen Funktionen von Skulptur.

The sculptor Axel Lieber designs his sculptures from materials and shapes derived from our everyday life, mainly from the sphere of living. He either reconstructs these things in an altered shape, or encroaches upon them purposefully in such a way that they are occasionally hardly recognizable . Axel Lieber discovers close to us the Other, the Mysterious, the Strange, the Weird, the Oppositional, the Dreamlike, the Unfathomable, the Counter-rotator, and the Fictional. A shirt, shoes, a ladder, a door or a garden chair made of plastic present themselves in his Berlin exhibition „Geometry and daily life“ in changed shape. The artist cut out the cloth between the seams of a white shirt. Left over was a floppy, dangling skeleton-like shape that resembles a shirt with its intact cuffs and collar, but that has now become an independent, sculptural shape. At the sight of the floating, bodiless cloth the child within the viewer is scared of this ghost. The garden chair, too, that has been sawn into pieces by Lieber and set together again in miniature-size with studs, invites the child in us to kneel down, position itself in the worm’s-eye view and to perceive the small chair as a pierced monster, like a participant in occult rituals. From the multitude of things in our world, Lieber chooses those that have a personal body and memory contact to us. The difficult sculptural work consists of the transforming of the known shapes into new creatures, that allow us to penetrate, astonished, the open field of associations of our life. Thus the artist succeeds in re-defining the relationship of the viewer to the space and things surrounding him, and to evaluate the forces of outcome and possibilities of outcome in life differently – one of the central functions of sculpture.

Installation Views

 

Installationviews Hengesbach Gallery, 2011